Immer diese doofe Stimme, die ich manchmal in meinem Kopf habe! Sie sagt, dass ich es besser machen könnte oder wie andere machen sollte. Sie sagt, dass ich mich anders verhalten sollte oder mich ändern sollte… Und vor allem sagt sie, dass Fehler wirklich schlecht sind und ich nichts falsch machen sollte. Hast du diese Stimme auch manchmal?
Dazu habe ich aber eine wichtige Erfahrung gemacht. Es war nämlich so, dass Oma ihren Besuch angekündigte hatte und ich alles perfekt vorbereiten wollte. Es sollte den besten gebackenen Kuchen und den leckersten selbstgemachten Saft geben. Es sollte die schönste Tischdecke auf dem Tisch liegen und die tollste Musik im Hintergrund laufen. Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie viel Arbeit das für mich war. Ich wollte alles ohne meine Eltern schaffen. Doch dann ging alles schief. Der Kuchen verbrannte im Ofen. Der Saft war zu sauer, denn ich hatte wohl zu viel von der Zitrone verwendet. Schnell wollte ich wenigstens die Tischdecke auf den Tisch legen und den Saft drauf stellen. Doch da stieß ich den Saft aus Versehen um und die Tischdecke war nass. Und dann war auch noch der Lautsprecher kaputt, sodass ich keine Musik abspielen konnte. Als ich auf die Uhr blickte, sah ich, dass Oma in ein paar Minuten kommen würde. Es war eine Katastrophe!
Ich setze mich aufs Sofa und fing an zu weinen. Und dann tauchte diese unangenehme Stimme in meinem Kopf auf. Ja, es war natürlich meine eigene Stimme. Und sie sagte Sachen, die eigentlich nicht so schön sind. Sie sagte: „Ich hätte den Kuchen nicht so lange im Ofen lassen sollen. Das war falsch. Das nächste Mal kaufe ich lieber Kuchen beim Bäcker. Und Saft am besten auch. Ich kann das einfach nicht. Ich habe das Rezept wohl nicht richtig gelesen. Es ist viel zu schwer, eigenen guten Saft herzustellen. Ich hätte es gar nicht erst versuchen brauchen.“ Und dann klingelte es schon an der Tür.
Oma merkte natürlich sofort, dass es mir nicht gut ging. „Warum lässt du die Flügel so hängen?“ fragte sie mich. Also erzählte ich ihr, was alles schiefgelaufen war und dass ich ab sofort alles ändern würde. In Zukunft würde ich Kuchen und Saft kaufen oder einfach meine Eltern alles vorbereiten lassen. „Moment mal“, sagte Oma. „Du willst es in Zukunft gar nicht mehr probieren?“ Ich seufzte und rief: „Nein, nie mehr. Wenn ich so viele Fehler mache, dann kann ich es gleich lassen!“ Oma machte ganz große Augen. „Lumina, Fehler sind aber doch Helfer!“ Ich war total entsetzt. Wie konnte Oma nur Fehler als Helfer bezeichnen! Fehler waren etwas ganz Schlechtes. Und wenn ich etwas nicht konnte und Fehler machte, dann ließ ich es von da an bleiben.
Oma aber erklärte: „Aus jedem Fehler und aus Missgeschicken kannst du lernen. Dann versuchst du es einfach noch ein weiteres Mal, ja vielleicht sogar ein paar Mal. Und du wirst sehen, irgendwann meisterst du das, was du können möchtest. Lass uns mal ein Beispiel anschauen. Da war der Kuchen, der verbrannt ist. Was war denn hier der Fehler? Und wie kannst du ihn als Helfer nutzen?“ Ich hatte mich wieder ein bisschen beruhigt und dachte nach. „Ich habe den Kuchen zu lange im Ofen gelassen. Deshalb ist er verbrannt. Wenn ich das jetzt nun anders drehe, also aus dem Fehler einen Helfer mache, dann weiß ich, dass ich das nächste Mal einfach einen Wecker stelle, der mir sagt, wann er fertig ist!“ rief ich. Wow, da hatte ich etwas Großartiges entdeckt. Fehler waren ja nicht so schlecht! Ich fühlte mich sofort viel besser. „Und was ist mit dem Saft, den du umgestoßen hast?“ fragte Oma. Und ich antwortete: „Ich habe mich sehr beeilt. Dabei war ich nicht achtsam und habe ihn umgestoßen. Der Fehler möchte mir als Helfer sagen, dass ich das nächste Mal einfach alles langsamer mache und aufpasse.“ Jetzt musste ich sogar lachen. Und Oma sagte: „Genau. Aber weißt du was, selbst wenn man alles langsam macht, dann passieren auch mal Missgeschicke. Aber dann kann man doch oft die Situation trotzdem retten, indem man eine andere Lösung findet. Es gibt ja zum Beispiel noch weitere Tischdecken im Schrank.“
Oma hat dann noch mal alle Tipps zusammengefasst:
- Betrachte Fehler als Helfer, dann geht es dir gleich besser
- Überlege in Situationen, die nicht so gelaufen sind, wie du es dir gewünscht hättest, was du daraus fürs nächste Mal mitnehmen kannst
- Suche dir auch Unterstützung von Erwachsenen, wenn du etwas noch nicht so gut kannst
- Sei nett zu dir selbst, auch wenn mal etwas schief geht, denn es ist vollkommen okay, wenn etwas nicht sofort gelingt
- Finde nach anderen Lösungen, falls du einen Fehler oder ein Missgeschick nicht sofort beheben kannst
- Mache eine Übung, um zur Ruhe zu kommen, falls du zu aufgebracht bist, also dich zum Beispiel ärgerst (schaue hier nach Ideen)
Ich sprach noch etwas länger mit Oma. Und dann gingen wir einfach spazieren. Natürlich sind wir beim Bäcker vorbei, denn wir hatten trotz allem Lust auf Kuchen.
Und wie geht es dir mit den Helfern?
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