Traurig sein ist nicht so schön. Oft wissen wir nicht, was wir tun können, wenn die Traurigkeit auftaucht. Wir fühlen uns schlecht und wollen am liebsten, dass es aufhört. Aber eigentlich ist die Traurigkeit wichtig, denn sie kommt aus einem guten Grund. Wenn wir ihr begegnen und ihr Aufmerksamkeit geben, dann geht sie auch irgendwann wieder. Wichtig ist, dass wir gut mit uns selbst umgehen und schauen, was uns in dem Moment guttut.
Mein kleiner Bruder Elio war auf eine Feier eingeladen worden. Mia Marienkäfer aus seiner Kindergartengruppe hatte Geburtstag. Eine ganze Woche freute er sich auf diesen Nachmittag, doch dann bekam er Bauchschmerzen und musste sich ins Bett legen. Mama war arbeiten und Papa musste noch einkaufen gehen, also war ich eine Stunde mit Elio alleine. Ich dachte, er würde schlafen, also machte ich es mir auf dem Sofa mit einem Buch bequem. Doch dann hörte ich ein Weinen aus seinem Zimmer kommen. Sofort lief ich zu ihm und setzte mich ans Bett. Ich wusste: Wer traurig ist, braucht manchmal Unterstützung von anderen. Also nahm ich ihn erst mal in den Arm. Dann holte ich uns beiden einen leckeren Tee. Elio bekam natürlich einen, der bei Bauchschmerzen hilft.
„Warum fühlen wir uns eigentlich manchmal traurig?“ fragte mich Elio nach einer Weile. „Es gibt verschiedene Gründe“, sagte ich. Wir überlegten gemeinsam. Uns fielen vier Gründe ein, aber sicherlich gibt es noch weitere. Wir können traurig sein, wenn etwas zu Ende geht was wir mochten (zum Beispiel ein Urlaub oder wenn es einen Wechsel gibt vom Kindergarten zur Grundschule). Auch können wir traurig sein, wenn wir Abschied von jemandem nehmen müssen (zum Beispiel, wenn jemand stirbt oder jemand an einen anderen Ort ganz weit weg zieht). Wenn wir etwas nicht haben oder tun können, können wir auch traurig sein (zum Beispiel, wenn wir auf eine Geburtstagsfeier gehen wollten, aber dann plötzlich krank werden oder wenn wir nicht mehr genug Taschengeld haben, um mit Freunden ins Buschkino zu gehen). Außerdem können wir traurig sein, wenn jemand gemein zu uns ist (zum Beispiel uns beschimpft oder uns etwas wegnimmt).
Elio sagte dann: „Aber das braucht doch niemand, sich traurig fühlen!“ Ich sagte dazu: „Wenn uns nichts traurig machen würde, dann würden wir vielleicht auch gar nicht so gut bemerken, was uns fröhlich macht.“ „Stimmt“, sagte Elio. Und er fuhr fort: „Aber was kann ich jetzt mit dieser Traurigkeit tun?“
Diese Ideen gab ich dann meinem Bruder, die du natürlich auch nutzen kannst, wenn du mal traurig bist:
- Lasse die Traurigkeit da sein. Du darfst weinen, wenn du das möchtest.
- Atme tief ein und aus. Umarme dich selbst, wenn dir das guttut. So kannst du dich ein bisschen beruhigen.
- Sprich mit jemand anderem darüber, was los ist. Vielleicht können sie dich unterstützen.
- Sage deiner Traurigkeit „Hallo“. Du kannst dafür einfach kurz deine Augen schließen und warten, bis sie kommt. Stelle sie dir einfach in deinem Kopf vor. Schaue sie dir genau an. Frage sie, wie sie heißt.
- Mache etwas Schönes zusammen mit der Traurigkeit, z.B. ein Bild malen, ein Lied anhören oder selbst eines auf einem Instrument spielen. (klicke hier für eine tolle Idee)
- Frage die Traurigkeit, ob du noch etwas tun kannst, damit es ihr und dir besser geht. Manchmal braucht man eine Umarmung, etwas Leckeres zu trinken, ein bisschen Bewegung oder Ähnliches.
Elio stellte sich seine Traurigkeit vor und sprach mit ihr in Gedanken. Dann erzählte er mir, wie sie aussah, dass sie ganz nett war und dass sie Tilli hieß. Sie wollte nun mit ihm ein Bild malen, dazu ein bisschen leise Musik hören und den Tee trinken. Elio tat das, und danach fühlte er sich wirklich besser. Er hatte noch die Idee, alleine mit Mia noch ein bisschen zu feiern, wenn er wieder gesund sein würde. Sie könnten Kuchen backen und essen und ein paar tolle Spiele spielen.
Dann sagte ich noch zu ihm: „Auch wenn du nicht auf der Geburtstagsfeier sein kannst, gibt es vielleicht doch noch die Möglichkeit, dass du jetzt eine ganz nette Zeit hast. Was könntest du im Bett tun?“ Elio überlegte kurz. Dann fragte er mich: „Kannst du mir eine lustige Geschichte vorlesen?“ Diese Idee war natürlich super und ich ließ ihn gleich ein tolles Buch aussuchen.
Viel Spaß bei der Begegnung mit deiner Traurigkeit!
Glühwürmische Grüße,
Lumina
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