Wie du dich für dich selbst einsetzt

Schaffst du es, anderen zu sagen, was du nicht magst und was du dir von ihnen wünschst? Wir Kinder finden das oft schwierig. Das kann deshalb sein, weil wir anderen nicht wehtun wollen. Manchmal wissen wir aber auch noch nicht, was okay ist und was nicht. Oft geben die Erwachsenen etwas in unserem Leben vor. Wann dürfen wir uns für uns selbst einsetzen? Diese Frage habe ich mit meinen Freundinnen und Freunden besprochen.

Sammy Biene, Fredda Fliege, Bella Schmetterling, Alfie Ameise und ich saßen also vor ein paar Tagen bei mir zuhause zusammen und sprachen über das Thema. In der Schule war etwas passiert, das Bella nicht so toll fand. Es gab einen neuen Schüler bei uns. Er hieß Larry Motte. Scheinbar mochte er Bella ganz gerne, aber sie fand seine Art manchmal unangenehm. Er fasste sie oft einfach an der Schulter, dem Arm oder dem Flügel an und stand sehr nah an ihr dran. Außerdem benutzte er ohne zu fragen einfach ihre Sachen, also zum Beispiel ihre Stifte. Da er auch im Unterricht in ihrer Nähe saß, lenkte er sie oft ab indem er Grimassen schnitt oder irgendwelche Fragen und Kommentare von sich gab. Eigentlich konnte er auch ganz nett sein, fand Bella. Aber oft war sein Verhalten nicht so okay. Als er dann am Montag Bella einfach so einen Kuss auf die Wange gab, war ihr alles zu viel. Sie schrie ihn an: „Lass mich in Ruhe! Hau ab! Du spinnst ja!“ Larry war dann total traurig und weinte, weil er nicht verstehen konnte, was los war. Bella fühlte sich ein bisschen schlecht, denn eigentlich will sie niemandem im Herzen wehtun. Ich war in der Situation dabei und sprach danach mit Larry, damit er sich beruhigen konnte. „Manchmal ist es besser, erst mal zu fragen, ob es in Ordnung ist etwas zu tun. Du kannst nicht einfach davon ausgehen, dass jeder das Gleiche möchte wie du,“ sagte ich zu Larry. „Okay, verstehe“, sagte er.

Als wir Freunde so darüber sprachen, waren wir uns einig, dass Larry auf jeden Fall die Chance bekommen sollte, von Bella zu erfahren, wie es ihr mit ihm ging. So konnte Larry sich überlegen, ob er sich anders verhalten wollte und somit eine Freundschaft zwischen ihnen beiden zu schaffen. Wir gingen alle Punkte durch, die Bella störten und machten Notizen. Dann fragten wir auch meine Eltern dazu, die uns hilfreiche Hinweise gaben.

Hier fasse ich all unsere Ideen für dich zusammen, damit du sie auch nutzen kannst:

  • Dein Körper: Du darfst entscheiden, welche Berührungen bei wem okay sind. Was zum Beispiel bei einem engen Freund okay ist, kann bei einem nicht so engen Freund oder einem Bekannten unangenehm sein. Auch kann es hier einen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen geben.

Hier sind ein paar Fragen, die du dir stellen kannst: Ist es okay, dass ich jetzt gerade berührt werde? In manchen Situationen ist es vielleicht gut, in anderen eher nicht. Ist die Körperstelle für mich okay? Manche mögen es zum Beispiel gar nicht, am Nacken angefasst zu werden. Der Arm ist aber okay. Ist die Art und Weise der Berührung für mich okay? Sanfte Berührungen sind angenehmer, wie zum Beispiel das Streicheln der Hand. Grobes Anfassen wie zum Beispiel auf die Schulter hauen ist unangenehmer.

  • Deine Gegenstände: Du darfst entscheiden, ob und wie andere die Dinge, die dir gehören, benutzen dürfen. Auch hier kommt es wieder darauf an, wer es ist, der deine Dinge nutzen möchte. Selbstverständlich ist auch wichtig, um was es geht. Wenn es zum Beispiel ein Spielzeug ist, welches dir sehr viel bedeutet und leicht kaputt gehe kann, magst du es vielleicht gar niemandem geben.

Hier sind ein paar Fragen, die du dir stellen kannst: Ist es für mich okay, wenn jemand anderes meinen Gegenstand benutzt? Möchte ich dem anderen noch etwas Wichtiges dazu sagen? Wenn es dein Gegenstand ist, dann machst du die Regeln. Du kannst zum Beispiel sagen, was der andere damit nicht machen soll (zum Beispiel einen zerbrechlichen Gegenstand werfen).

  • Deine Bedürfnisse: Du darfst deine Bedürfnisse anderen gegenüber äußern, also wenn andere dich stören und mit etwas aufhören sollen, was du nicht magst.

Hier sind ein paar Fragen, die du dir stellen kannst: Was brauche ich jetzt in dem Moment? Hier ein paar Ideen: Ruhe, Zuspruch, Verständnis, Bewegung, Nahrung, Nähe, Rücksicht, Hilfe… Wie kann dieses Bedürfnis erfüllt werden? Entweder kannst du selbst etwas dafür tun oder du sprichst eine Bitte an jemand anderen aus.

Als nächstes besprachen wir, wie Bella mit Larry sprechen konnte. Wir waren uns einig, dass sie höflich sein sollte. Er wollte ihr eigentlich nichts Böses. Bisher hatte er einfach noch nicht gelernt, dass sein Verhalten von anderen vielleicht nicht so geschätzt wird. Er konnte gar nicht wissen, was Bella nicht mag, weil sie es ihm auch noch nicht gesagt hatte. Wir Kinder überlegte und waren uns einig, dass sie so etwas sagen könnte wie „Lass das bitte, Larry. Ich mag das nicht.“, „Stopp, ich möchte das nicht.“, „Bitte höre damit auf, ich brauche jetzt…“ und „Ich wünsche mir von dir… Dann fühle ich mich wohler“.

In den nächsten Tagen übte Bella, das gegenüber Larry zu äußern, was sie nicht mochte und was sie sich von ihm wünschte. Erst fand das Larry noch ein bisschen blöd. Aber irgendwann merkte er, dass Bella sich besser fühlte und sogar netter zu ihm war. Plötzlich hatte sie sogar Lust, mit ihm in den Pausen zu spielen. Verstecken fanden alle besonders toll.

Wirst du das auch ausprobieren, dich für dich selbst einzusetzen? Du kannst das auch mit anderen üben.

Glühwürmische Grüße,

Lumina

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