Wie du mit Wut umgehen kannst

Es gibt so einige Gefühle, die herausfordernder sind als andere. Wir wissen nicht, was wir tun sollen, wenn sie plötzlich auftauchen. Sie sind nervig und wir wollen sie nicht fühlen. Andere nehmen uns vielleicht nicht ernst und sagen sowas wie: „Hab keine Angst!“, „Hör auf, so wütend zu sein!“, „Ach komm, das ist doch kein Grund traurig zu sein!“ Kennst du so Sprüche? Ich finde sie echt doof. Denn alle Gefühle dürfen da sein und gefühlt werden. Und wir können lernen, gut mit ihnen umzugehen. In meiner heutigen Geschichte geht es deshalb um ein Gefühl, das wohl alle kennen: die Wut.

Letzens war ich mit meinem kleinen Bruder Elio alleine zu Hause. Es passierte dann etwas ganz Unerwartetes. Er bekam einen Wutanfall! Zum Glück wusste ich schon von meinen Eltern viele tolle Tricks, wie wir mit Wut umgehen können. Elio wollte unbedingt einen hohen Turm mit Bauklötzen bauen. Aber immer wieder stürzte der Turm ein. Er versuchte es viele Male. Und irgendwann war er frustriert und wurde wütend. Er schmiss die Bauklötze umher und zerstörte dabei ein Wasserglas. Ich sagte: „Elio, pass auf!“ Doch er schmiss weiter und dann passierte es, ein Klotz flog mir an den Kopf. Jetzt schrie ich ganz laut: „Aua! Stopp! Hör auf!“ Als Elio bemerkte, was passiert war, fing er an zu weinen. Er wollte mir ja gar nicht wehtun. Ich sagte zu ihm: „Elio, es ist okay, wütend zu sein. Aber es ist genauso wichtig, gut mit der Wut umzugehen. Sonst kann etwas kaputt gehen, jemand oder du selbst verletzt werden oder auch andere Angst bekommen. Mama und Papa haben mir ein paar Tricks gezeigt. Magst du sie ausprobieren?“ Elio nickte. Ich zählte einige der Tricks auf und ließ in aussuchen, was er ausprobieren wollte. Als erstes boxte er in seine Matratze. Dann stellte er sich vor den Spiegel, stampfte und schaute grimmig. Dabei bekam er einen Lachanfall. Ich musste auch lachen. Als nächstes zeigte ich ihm, wie er ruhig atmen kann, um sich zu beruhigen. Ich zählte langsam bis zehn. Bei jeder Zahl atmete er langsam ein und danach auch wieder langsam aus.

„Das waren ganz tolle Tipps!“ sagte Elio. „Super. Und jetzt erzähl noch mal, was dich so wütend gemacht hat,“ sagte ich. Elio seufzte. „Es ist mir einfach nicht gelungen, das zu erreichen, was ich wollte: Einen richtig hohen Turm zu bauen. Immer wieder ist er umgefallen.“ Ich überlegte kurz. „Vielleicht kannst du etwas anders machen, damit es doch gelingt“, sagte ich. Elio fing an, ein bisschen auszuprobieren.

Hier ist jetzt aber erst mal eine Liste aller Tricks, die ich so kenne:

  • Lasse die Wut über den Körper raus: Stampfe mit den Füßen, balle die Fäuste, gucke ganz grimmig. Wenn du magst, mache das übertrieben und gerne vor dem Spiegel.
  • Knurre laut wie ein Hund
  • Schlage in ein Kissen oder boxe in deine Matratze
  • Drücke einen weichen Ball fest zusammen
  • Atme ganz ruhig ein und aus und zähle dabei langsam bis 10
  • Trommle laut, falls du eine Trommel hast (aber nur, wenn der Lärm niemand anderen stört)
  • Zerbreche Stöcke oder zerreiße altes Papier oder Pappe (aber nur, wenn es nicht mehr benötigt wird)
  • Kritzle wild auf Papier
  • Sprich mit jemandem darüber, was dich ärgert und bitte um Hilfe, falls du welche benötigst
  • Frage andere, ob sie weitere Ideen haben, wie du mit deiner Wut umgehen kannst
  • Gehe in Kontakt mit deiner Wut, um sie besser kennen zu lernen (hier kannst du mehr erfahren)

Elio hatte dann übrigens die Idee, mehrere Bauklötze nebeneinander zu legen um den Turm stabiler zu machen. Und siehe da, es gelang im doch noch, einen sehr hohen Turm zu bauen. Danach fragte er mich: „Lumina, warum haben wir eigentlich Wut?“ Ich erklärte: „Wie alle Gefühle hat auch die Wut eine wichtige Funktion. Ich nenne dir mal zwei Beispiele. Wut können wir haben, wenn etwas nicht so klappt, wie wir es uns wünschen. Dann können wir das als Impuls nehmen, um etwas zu verändern, uns Hilfe zu suchen oder es einfach ruhiger anzugehen. Wut können wir auch haben, wenn jemand etwas tut, das uns gar nicht gefällt, also uns vielleicht grob anfasst oder uns etwas wegnimmt. Dann sollten wir dem anderen klar sagen, dass das für uns nicht okay ist. Manchmal ist es auch wichtig, die Situation zu verlassen, die sich für uns nicht gut anfühlt. Aber das ist echt ein riesiges Thema und ich höre gerade, wie Mama und Papa Heim kommen. Lass uns erst mal mit ihnen Abendessen machen und dann können wir ja noch mal zu viert über die Wut sprechen.“ Und genau das taten wir dann auch.

Leuchtende Grüße,

Lumina

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