Wie du schlechte Gedanken prüfst

Es gibt Situationen, die nicht so gut laufen. Dann habe ich ganz fiese Gedanken über mich. Doch weißt du was, ich kann meine Gedanken prüfen und sehen, ob sie wirklich stimmen. Ich kann mich auch entscheiden, anders zu denken. Du kannst in meiner Geschichte hier lesen, wie du das auch tun kannst.

„Hast du nur ein Bild gemalt? Wir andere haben alle mehr geschafft!“ hat heute Vormittag in der Schule meine Klassenkameradin Gundula Käfer zu mir gesagt. Ich war total geschockt. Wir hatten Kunstunterricht und sollten verschiedene Bilder von Landschaften malen. Ich habe mir ausgesucht, als erstes ein Bild von meinem Lieblingsteich zu malen. Am Anfang ist es mir nicht so gelungen. Ich war unzufrieden. Also habe ich das Bild weggeschmissen und noch mal neu angefangen. Auch dann tat ich mir ein bisschen schwer. Welche Farben sollte ich wählen? Wie viel vom Teich und der Wiese und den Pflanzen drum herum sollten zu sehen sein? Diese und einige andere Fragen beschäftigten mich. Dann war relativ schnell der Kunstunterricht vorbei und mein Bild war nicht ganz fertig. Gundula hat in der Stunde drei Bilder fertig gemalt. Die anderen Kinder hatten auch drei oder sogar mehr gemalt. Irgendwie war Gundulas Kommentar wie ein Schlag, der mich getroffen hat. Denn ich dachte nun: Ich bin faul! Sofort kamen mir die Tränen, denn faul sein ist ja bekanntlich nichts Gutes.

Sammy Biene, ein Freund von mir, hat gesehen, dass es mir nicht gut ging. Er kam sofort zu mir rüber. „Was ist los?“, fragte mich Sammy. Ich sagte schluchzend zu ihm: „Ich bin echt faul!“ „Lumina, wie kommst du denn darauf?“ fragte Sammy. Und er fuhr fort: „Das ist ja ein richtig mieser Gedanke. Deshalb fühlst du dich jetzt schlecht.“ Ich erklärte ihm, warum ich den Gedanken überhaupt hatte. Ich hatte total langsam gearbeitet und einfach nicht so viel geschafft wie andere. Deshalb musste ich wohl faul sein. Das war meine logische Erklärung dafür.

Sammy sagte zu mir: „Also diesen miesen Gedanken müssen wir erst mal überprüfen! Weißt du, du musst nicht alles glauben, was du selbst denkst!“ Jetzt musste ich erst mal lachen. Und Sammy lachte mit mir. Dann erklärte er: „Du kannst dir ein paar Fragen stellen, wenn du überprüfen möchtest, ob ein unangenehmer Gedanke wirklich wahr ist. Schließe mal kurz die Augen. Überlege jetzt ganz genau: Ist es wahr, dass du faul bist?“ Ich sagte natürlich „Ja.“, denn ich war davon überzeugt, dass es stimmt. Ich hatte ganz langsam gearbeitet und kaum etwas geschafft. Sammy stellte dann die nächste Frage: „Kannst du absolut sicher sein, dass der Gedanke ‚Ich bin faul‘ wahr ist?“ Da musste ich kurz überlegen. Es gab ja gute Gründe, warum ich so langsam vorangekommen war. Deshalb sagte ich „Nein.“. Daraufhin fragte Sammy weiter: „Wie fühlst du dich, wenn du diesen Gedanken glaubst?“ Da musste ich erst mal tief Luft holen. Denn es fühlte sich gar nicht gut an. „Ich fühle mich ganz traurig“, sagte ich.

Sammy stellte nun die nächste Frage: „Wie würdest du dich ohne den Gedanken ‚Ich bin faul.‘ fühlen?“ Kurz dachte ich nach. Dann ging es mir sofort besser. Ich rief: „Ich würde mich großartig fühlen!“ Mir wurde in dem Moment sofort bewusst, dass meine Gedanken dafür verantwortlich sind, wie es mir geht. Schließlich stellte Sammy die letzte Frage: „Wie lautet der miese Gedanke, wenn du ihn umdrehst, also das Gegenteil denkst? Das ist dann ein schönerer Gedanke. Und dann finde drei Beispiele, die belegen, dass der schönere Gedanke wahr ist.“

Ich überlegte. Dann sagte ich „Ich bin fleißig! So lautet das Gegenteil. Bestimmt finde ich da drei Beweise. 1. Ich helfe meinen Eltern ganz viel im Haushalt. 2. Ich übe ganz viel Trommeln, damit der Trommellehrer meine Fortschritte sieht. 3. Meine Hausaufgaben erledige ich immer schnell und ordentlich.“ Sammy und ich mussten nun wieder lachen. Plötzlich war alles wieder gut. Sammy sagte noch: „Weißt du Lumina, du hast zwar langsam gearbeitet und weniger geschafft als andere, aber das muss nicht gleich schlecht sein. Manchmal brauchen die Dinge eben Zeit. Vielleicht bist du auch mal einfach nicht gut drauf und brauchst ein langsameres Tempo.“

Was soll ich sagen, Sammy ist einfach ein toller Freund. Und jetzt kommen hier noch mal alle Fragen für dich, damit du sie selbst nutzen kannst:

1. Ist der Gedanke wahr?

Ist es wirklich wahr, was du da denkst?

2. Kannst du absolut sicher sein, dass der Gedanke wahr ist?

Denke noch mal drüber nach. Was glaubst du wirklich? Stimmt der Gedanke wirklich immer?

3. Wie fühlst du dich, wenn du diesen Gedanken glaubst?

Gedanken rufen Gefühle hervor. Ein Gedanke, den du nicht magst, ruft ein unschönes Gefühl hervor.

4. Wie würdest du dich ohne diesen Gedanken fühlen?

Wenn dieser miese Gedanke weg ist, verschwindet das unschöne Gefühl auch und du fühlst dich besser.

5. Wie lautet der Gedanke, wenn du ihn umdrehst? Finde mindestens drei Beispiele, die belegen, dass die Umkehrung wahr ist.

Die Umkehrung ist das Gegenteil des miesen Gedankens, also ein schöner Gedanke. Du kannst Gründe finden, warum der schöne Gedanke für dich wahr ist.

Hast du nun auch Lust, deine miesen Gedanken zu untersuchen und auszutauschen mit schöneren Gedanken?

Übrigens, ich habe noch eine Idee, wie du miese Gedanken verabschieden kannst. Schau mal hier.

Glühwürmische Grüße,

Lumina

Die hier vorgestellte Methode wurde von Byron Katie entwickelt und nennt sich „The Work“.

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