Bis zum heutigen Tag hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht, was ich alles selbst tun kann, damit es mir gut geht. Klar, ich wusste, dass ich gut essen und ausreichend schlafen sollte. Aber welche Rolle meine Gedanken, Worte und Handlungen spielen, das war mir nicht bewusst. Wie ist das bei dir, weißt du schon was dazu? Ich erzähle dir mal, was passiert ist.
In der Schule haben wir nun Unterricht bei Frau Raupe. Da gehen wir oft nach draußen und lernen, uns in der Natur zurechtzufinden. Heute sind wir zu einem Bach gegangen. Frau Raupe bat uns dann, den Bach zu überqueren. Fliegen war aber verboten. Das ist ja auch gut so, denn nicht alle Insektenkinder können fliegen. Und wir könnten ja auch mal einen verletzten Flügel haben, sodass wir stattdessen laufen müssen. Wir haben erst mal gemeinsam überlegt, wie wir den Bach überqueren können. Alfie Ameise wollte nach einem Stock zu suchen, den wir als Brücke nutzen könnten. Alle Kinder fanden die Idee gut. Alfie und zwei andere Ameisen brachten dann einen schönen Stock. Sie schoben den Stock über den Bach. Aber als Alfie dann darüber laufen wollte, brach der Stock und seine Füße landeten im Wasser. Er war so geschockt, dass ihm die Tränen kamen! Beruhigen konnte er sich erst mal nicht. Er rief: „Nichts kann ich. Immer mache ich alles falsch. Die anderen können alles besser.“ Frau Raupe lief zu ihm. „Alfie, das sind aber keine schönen Aussagen, die du über dich selbst machst. Es ist wichtig, dass du immer gut mit dir selbst umgehst! Setzt dich erst einmal hier auf den Stein. Schaue den anderen zu und wir besprechen später noch mal alles.“ Und das tat Alfie. Er setzte sich hin und atmete erst mal tief durch.
Fredda Fliege meinte nun, wir bräuchten vielleicht einen dickeren Stock, als den, den die Ameisen genommen hatten. Ich half Fredda, einen schönen auszusuchen. Wir legten ihn übers Wasser. Fredda und ich liefen los und rutschten nach ein paar Schritten ab. Natürlich fielen wir ins Wasser und wurden komplett nass. Auch wir waren geschockt! Fredda wurde wütend und trat feste gegen den Stock. Dann fing sie an zu brüllen und zu weinen, da sie sich wehgetan hatte. Schnell zog ich sie aus dem Wasser. Frau Raupe kam zu uns. „Fredda, auch wenn du wütend bist, musst du trotzdem etwas aufpassen. Sonst kannst du dir weh tun. Es ist wichtig, dass du immer gut mit dir selbst umgehst! Setzt dich erst einmal hier auf den Stein. Schaue den anderen zu und wir besprechen später noch mal alles.“ Ich setzte mich dazu. „Moment“, sagte Frau Raupe. „Schüttelt das Wasser ab, damit ihr nicht so nass hier sitzt. Wir wollen ja nicht, dass ihr euch erkältet.“ Fredda fing gleich an, sich auszuschütteln. Ich hatte keine Lust dazu und blieb einfach auf dem Stein sitzen.
Etwas ängstlich überlegten die anderen Kinder, was nun getan werden konnte. Sammy Biene und Bella Schmetterling fanden den Stock zu glatt. Ein dicker, rauer Stock könnte das Problem vielleicht lösen. Sie suchten lange, aber schließlich fanden sie einen passenden Stock. Dieser war jedoch sehr schwer, sodass noch andere Kinder helfen mussten, ihn über den Bach zu schieben. Kaum war der Stock am richtigen Ort, wurde diskutiert, wer es ausprobieren sollte. Einige Kinder hatten jetzt Angst, auch nass zu werden. Sammy traute sich dann aber doch. Ganz langsam, Schritt für Schritt, lief er über den Stock. Und dann war er irgendwann auf der anderen Seite! Alle Insektenkinder freuten sich.
Zurück im Klassenraum wollte Frau Raupe besprechen, was wir gelernt hatten. Bella sagte, dass wir gut überlegen müssen, welcher Stock der passende ist. Zu glatt oder zu dünn wäre nicht gut. Sammy sagte, dass es gut wäre, erst mal vorsichtig über den Stock zu laufen. So könnte man prüfen, ob er unser Gewicht aushält. „Hatschi!“ musste ich dann laut nießen. Und dann erinnerte ich mich daran, dass Frau Raupe gesagt hatte, ich sollte das Wasser abschütteln. Und ich hatte es nicht gemacht! Sie guckte mich streng an. „Lumina, was könnt ihr denn noch lernen? Es gab etwas, das ich noch mit euch besprechen wollte,“ sagte sie. Ich überlegte kurz. Und dann fiel es mir ein. „Wir wollten besprechen, dass es immer wichtig ist, gut zu uns selbst zu sein!“
„Genau“, sagte Frau Raupe. „Wisst ihr, wenn ihr nicht darauf achtet, könnt ihr euch selbst weh tun oder dazu beitragen, euch schlecht zu fühlen. Achtet auf eure Gedanken, eure Worte und eure Handlungen. Alfie, Fredda und Lumina, wie hättet ihr besser mit euch selbst umgehen können?“ Wir überlegten. Als Erster redete Alfie: „Ich habe mich selbst verflucht, weil es nicht funktioniert hat. Aber ich gebe zu, das hat mir nicht gutgetan und es war auch übertrieben. Ich bekomme ja auch einige Sachen gut hin. Es ist außerdem normal, dass mal was schief geht.“ Frau Raupe lächelte und nickte. Und Fredda sprach als nächste: „Ich war so wütend, dass ich getreten und mir dabei weh getan habe. Ich verstehe, dass es besser ist, ab sofort lieber einen anderen Weg zu wählen, um meinen Ärger rauszulassen.“ Frau Raupe nickte und lächelte wieder. Und nun war ich dran: „Ich habe nicht gut auf mich geachtet. Es wäre schnell gegangen, das Wasser abzuschütteln. Hätte ich das getan, müsste ich nun nicht nießen.“ Auch jetzt nickte und lächelte Frau Raupe.
Zusammengefasst gibt es zu diesem Thema also folgende Tipps:
- Achte stets auf dein Wohlbefinden. Du selbst kannst viel dazu beitragen, dass es dir gut geht.
- Denke Gedanken, die dir guttun, also mit denen du dich gut fühlst.
- Spreche gut mit dir selbst bzw. über dich selbst, damit du dich gut fühlst.
- Handle so, dass dein Körper gesund und voller Energie bleibt.
- Frage dich immer wieder bewusst, ob es dir gut geht. Wenn nein, überlege, was du jetzt noch brauchst, damit es dir gut geht (hier ist eine Übung dazu).
„Hatschi“, rutschte es mir wieder raus. Und mir war es ein bisschen unangenehm. Deshalb sagte ich: „Okay, ab sofort werde ich immer gut mit mir umgehen. Versprochen!“ Und alle anderen Kinder riefen: „Ich auch. Auf jeden Fall!“
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