Wie du Empathie zeigst

Empathie – dieses Wort kannte ich bis vor kurzem noch nicht. Genauso wenig wie empathisch sein. Was das ist, habe ich diese Woche aber herausgefunden. Wenn man Empathie zeigt bzw. empathisch ist, dann geht es darum genau zu fühlen. Dabei sind die Gefühle des anderen wichtig, mit dem wir zu tun haben. Wir können uns in jemand anderen hineinversetzen und überlegen, wie es ihm in einer bestimmten Situation geht und was er nun braucht.
Warum ich mich jetzt damit beschäftigt habe, erzähle ich nun. Wir Insektenkinder waren mit unserer Lehrerin Frau Raupe auf einem Ausflug gewesen. Im Herbst bietet es sich an, wandern zu gehen. Die Luft ist angenehm und durch bunte Blätter sind schön. Es hatte einige Tage geregnet und gestürmt. Daher lagen viele nasse Blätter herum und der Boden war teilweise sehr matschig. Wir liefen über schöne Felder, durch den Wald und über ein paar Lichtungen. An einer Stelle gab es eine Hängebrücke, über die wir liefen. Doch dann rutschte Alfie Ameise plötzlich aus und den Hang hinunter in den Graben. Es waren nur ein paar Meter und der Weg zurück nach oben war nicht weit. Es sah also für uns anderen Kinder erst mal so aus, als ob dieses Missgeschick nicht so schlimm wäre. Doch Alfie fing an zu weinen. Jetzt konnte die Gruppe also erst mal nicht weiterlaufen. Ein paar Kinder waren genervt. Sie wollten schnell weiterlaufen, um am Ziel anzukommen, an dem unsere Eltern mit Essen warteten. Sie fingen an zu meckern und sagten zu Alfie: „Stell dich nicht so an!“ „Komm jetzt endlich wieder hoch!“ „Heul nicht. Ist alles halb so wild.“ „Schnell, wir wollen weiter.“ Kein Wunder, bei diesen Aussagen weinte Alfie noch mehr.

Frau Raupe schritt ein. „Liebe Kinder, das ist aber nicht sehr nett von euch. Für Alfie ist die Situation schwierig. Da ist es angebracht, empathisch zu sein!“ Alle Kinder fragten sich, was Frau Raupe meinte. Sie erklärte nun, was Empathie bedeutet. Dann stellte sie uns ein paar Fragen, die uns zum Nachdenken über Alfies Situation brachten.

Diese Fragen kannst du dir auch stellen, wenn du mit jemandem anderem zu tun hast, vor allem dann, wenn es ihm gerade nicht so gut geht:

  • Wie geht es dem anderen?

Schaue den anderen genau an. Du kannst am Gesichtsausdruck, am Körper, an der Stimme und dem was er sagt und tut so einiges erkennen. (Lies auch hier nach, wie du mit dem ganzen Körper zuhören kannst)

Beispiel: Alfie hat geweint. Er hat unglücklich ausgeschaut. Der Körper war voller Matsch. Erst mal stand er nur im Graben und konnte gar nicht handeln.

  • Warum geht es ihm so?

Schaue dir die Umstände an, in denen sich der andere befindet. Es ist etwas passiert. Vielleicht gibt es ein Problem, das nicht so einfach zu lösen ist.

Beispiel: Alfie ist abgerutscht. Das kam ganz plötzlich und hat ihn überrascht. Alle anderen waren oben. Er wusste anscheinend erst mal nicht, wie er den rutschigen Hang wieder hochkommen sollte. Vielleicht war auch Angst da, dass andere ihn auslachen, weil er es als einziger nicht geschafft hat, oben zu bleiben.

  • Wie wird der andere weiter reagieren?

Beispiel: Da Alfie sich nicht gut fühlt, wird es für ihn vielleicht erst mal schwierig sein, den Weg nach oben zu bestreiten. Er müsste sich erst einmal beruhigen. Es könnte sein, dass er es sich aber nicht zutraut, es zu schaffen. Dann würde er weiter weinen.

  • Wie kann ich darauf reagieren?

Überlege dir, welche Aussagen und welches Verhalten jetzt von dir unterstützend sein können. Du kannst dich auch fragen, was du, wenn du an der Stelle des anderen wärst, jetzt gerne von anderen erfahren würdest.

Beispiel: Andere Kinder können Alfie Hilfe anbieten. Sie können ihn mit ihren Aussagen ermutigen, z.B. „Kein Problem, wir helfen dir!“ „Schau mal, hier drüben sieht es nicht so glatt aus. Da geht es bestimmt leichter, wieder hoch zu kommen.“ „Wir können dir einen Ast entgegenstrecken und du ziehst dich daran hoch.“ „Du schaffst das! Du bist doch sportlich geschickt.“

Nachdem Alfie wieder bei uns oben war, klatschten alle und freuten sich mit ihm. Frau Raupe fragte dann, warum Empathie wichtig ist. Flitzi Schnecke sagte: „Wir sollten alle immer dafür sorgen, dass es uns miteinander gut geht.“ Wulli Wurm sagte: „Wenn ich in so einer Situation wäre, würde ich mir auch wünschen, dass andere mich unterstützen und nett sind, statt mich mit der schwierigen Situation alleine zu lassen oder es sogar mit fiesen Aussagen alles noch schlimmer zu machen.“ Larry Motte sagte: „Rücksicht aufeinander zu nehmen bringt uns als Klasse zusammen.“ Ich, Lumina Glühwürmchen, sagte: „Wenn wir uns in den anderen hineinversetzen, dann verstehen wir ihn besser. Und dann können wir passend handeln.“ Frau Raupe war zufrieden mit unseren Anmerkungen und lächelte.

Endlich konnten wir weiterlaufen und kamen schließlich am Ziel an, wo es leckeres Essen gab. Trotz allem war es ein schöner Ausflug gewesen.

Viele Grüße,

Lumina

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